WIE ALLES BEGANN ...

Zu Beginn des Jahres 1977 entschloss sich ein Teil der Schauspiel- und Regiestudenten der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz - unzufrieden mit den angewandten Lehrmethoden, jedoch wissend um die Schwierigkeiten von Strukturveränderungen innerhalb unserer bürgerlichen Kulturinstitutionen - zur praktischen Eigeninitiative. Die geschaffene Arbeitsgruppe setzte sich zum Ziele, das zu verwirklichen, was innerhalb des herrschenden Hochschulbetriebes angeblich nicht möglich ist: Projektstudium und Gruppenarbeit als kollektiven Prozess. Nach zahlreichen theoretischen Vorarbeiten (unter Anleitung des Projektinitiators Otto Köhlmeier, der im Team die Funktion des "primus inter pares" einnahm), in denen es vor allem um die Funktion der Kunst, speziell des Theaters und um Probleme des Schauspielerdaseins ging, wurde im Sommer 1977 das erste Produkt der Arbeitsgruppe der Öffentlichkeit vorgestellt: die Collage "FRIEDE DEN HÜTTEN - KRIEG DEN PALÄSTEN", eine historische Revue, in welcher die Zeit zwischen Französischer Revolution (1789) und Deutscher Revolution (1848) am Beispiel von Georg Büchner abgehandelt wurde. Nach monatelanger produktiver Arbeit und erfolgreicher Aufnahme der Produktion durch das Zielgruppenpublikum, entschloss sich ein Großteil der Gruppe dazu, eine (professionelle) freie Theatergruppe zu gründen, eine Alternative zum klassischen bürgerlichen Theater. So wurde schließlich im Sommer 1977 das Ensemble "theaterarbeiterkollektiv" gegründet, eine der ersten freien Theatergruppen des Landes.


Im Sommer 1977 stand der Entschluss fest: "Das klassische bürgerliche Theater kommt für uns nicht in Frage. Wir haben andere Vorstellungen von Bühnenarbeit". So wurde die Gruppe "theaterarbeiterkollektiv" gegründet. Acht junge Menschen (studierte Schauspieler und Regisseure) zogen in eine Wohngemeinschaft und begannen sich rund um die Uhr mit brennenden gesellschaftspolitischen Fragen auseinander zu setzen. Und mit der Möglichkeit, diesen Fragen theatralisch gerecht zu werden. "Wir können mit Theater die Welt zwar nicht verändern. Aber wir können Denkanstöße liefern, die zu einem produktiven Tun und Handeln anregen."